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Wie familienunrecht.org entstand

Zerbrochenes Herz

Kontaktabbruch. Und dies seit über drei Jahren. Ich bin nicht der erste und werde auch nicht der letzte sein, dem es so ergeht. Nicht, dass ich dies gewollt hätte. Nicht, dass ich mich meiner Verantwortung entzogen hätte. Nein. Ich habe mich gekümmert, immer brav Unterhalt gezahlt und versucht, für meinen Sonnenschein da zu sein. Nur ihre Mutter wollte dies nicht.

Sie hat schon vor der Trennung angekündigt, dass ich um mein Kind werde kämpfen müssen. Das war 2012. Sie würde es genauso machen, wie es einem guten Freund von mir ergangen ist – der seine beiden Söhne nie wieder gesehen hat. Passender weise nahm sie sich auch gleich denselben Anwalt – Marke Atombombe – und zog ihr Programm vom ersten Moment an durch.

Aber Moment, damit würde sie doch nie durchkommen, denn ein solches Verhalten schadet doch unserem Sonnenschein, die uns beide liebt. Alles lag schriftlich vor, alles konnte belegt werden, ihr Vorgehen war transparent. Kein Gericht dieser Welt würde so etwas zulassen, oder?

Neun Jahre später weiß ich es besser. Wie an einer Checkliste hat die Mutter jeden einzelnen, vorhersehbaren Schritt abgearbeitet. Jedes mal habe ich davor gewarnt, die Konsequenzen aufgezeigt. Jedes mal bestätigte sich dies. Und jedes mal wurden diese meine Warnungen ignoriert. Meine Geschichte wurde bereits 2002 von Dr. Walter Andritzky aufgeschrieben. Sein Aufsatz „Verhaltensmuster und Persönlichkeitsstruktur entfremdender Eltern: Psychosoziale Diagnostik und Orientierungskriterien für Interventionen“ war quasi das Drehbuch dessen, was ich mehr als zehn Jahre nach Veröffentlichung dieses Artikels erlebte.  Was ich erlebt habe, ist meiner Meinung nach nichts anderes als mehrfache Rechtsbeugung, Missachtung von Menschenrechten und Diskriminierung. Was es auf jeden Fall nicht ist, ist Kindeswohl. Dies wäre auch zu viel verlangt, denn dafür sind Familienrichter ja gar nicht ausgebildet, auch wenn sie nach dem Gesetz (§1697a BGB) danach entscheiden sollen. Auch Interventionen gab es nicht. Man sah einfach zu, wie die Mutter ihren Weg weiter beschritt, ganz nach Drehbuch. Eigentlich unvorstellbar, wenn die Muster doch schon so lange bekannt sind, oder?

Zerbrochenes Herz

Ich informierte mich, rüstete mich für das, was kommen würde. Ich sprach mit Fachleuten und Experten, engagierte mich in der Selbsthilfe und Beratungsarbeit. Ich traf auf immer mehr Fälle, die dasselbe Drehbuch hatten wie meiner, nur mit leichten Variationen und anderen Darstellern. Nur wie konnte es sein, dass niemand aufwachte, diesem Albtraum einmal ein Ende bereitete, Kinder schützte?

Diese Frage trieb mich um. Ich kam ins Gespräch. Mit immer mehr Eltern, denen es so ging wie mir. Ich kam ins Gespräch mit Fachkräften von Jugendamt, Beratungsstellen, Familiengerichten, Psychologen, Therapeuten, Anwälten usw. Die Reaktionen waren sehr gemischt, zwischen Hilflosigkeit und Verzweiflung bis hin zur Überzeugung, alles richtig zu machen, auch wenn die Kinder dabei immer wieder massiven Schaden nehmen, Eltern zugrunde gehen und es im völligen Chaos endet. Viel zu oft klang der Eindruck durch „Operation gelungen, Patient tot“.

Was mich bis heute verwundert, ist die mangelnde Bereitschaft, sich mit eigenen Fehlern auseinander zu setzen, von den positiven Erfahrungen anderer zu profitieren und tatsächlich mal etwas zum besseren zu verändern. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen – die drei Affen schien es in dem Zusammenhang immer wieder zu geben. Von einer positiven Fehlerkultur ist man bei vielen Fachkräften meilenweit entfernt. Die Politik ist da im übrigen keinen Deut besser. Diese sitzt die notwendigen Reformen seit Jahrzehnten aus, schwingt immer wieder bestürzte Reden, wenn mal wieder ein Skandal an die Öffentlichkeit kommt und geht dann – tatenlos – zur Tagesordnung über.

Mit den Jahren wurde ich selbst immer mehr zum Experten zu diesen Themen. Ich war mehrfach als Sachverständiger im Bundestag oder in Landtagen geladen, als Referent für Ministeriumsveranstaltungen, habe zahlreiche Fortbildungen besucht und an nationalen und internationalen Fachkongressen teilgenommen. Ich war in zahlreiche Gesetzgebungsverfahren eingebunden und habe sozusagen die Entwicklung aus dem inneren miterlebt, wobei Entwicklung zu viel wäre. Nennen wir es eher das Bemühen, jegliche positive Entwicklung möglichst zu verhindern.

Seit vielen Jahren bin ich Mitglied im Bundesvorstand des Väteraufbruch für Kinder e.V., setze mich für gemeinsame Elternschaft, die Rechte von Vätern als gleichberechtigte Elternteile in der Familie ein und das Kinder entlastet werden. Die Reaktionen darauf sind teilweise vergleichbar, als wenn ich eine tödliche Krankheit übertragen würde. Sobald der Begriff „Vater“ auftaucht, gehen einige in Abwehrstellung – soweit sind wir in Deutschland also bereits gekommen.

Dieses Engagement wurde mir auch immer wieder zum Vorwurf gemacht. Heute bin ich überzeugt, dass einige der Entscheidungen der letzten Jahre auch ein Denkzettel an mich sein sollten, da ich es gewagt habe, „das System“ zu kritisieren, zu hinterfragen, Änderungen anzumahnen. Deutlich wurde dies beispielsweise, als mir der Vorsitzende Richter Langer am Brandenburgischen Oberlandesgericht in einem Unterhaltsverfahren völlig aus dem Zusammenhang gerissen an den Kopf warf, dass ich von ihm kein Grundsatzurteil zum Wechselmodell bekommen würde, so etwas würden sie nicht machen. Darum ging es in den Verfahren auch gar nicht, aber damit war klar, dass er mein Engagement kannte und mich dafür wohl abstrafen wollte. Es ging um Geld, das ist zwar bedauerlich, aber da kommt zumindest niemand ernsthaft zu Schaden. Aber so zog es sich auch weiter bei den Verfahren rund um meinen kleinen Sonnenschein.

Natürlich ist man als Elternteil nicht immer ganz neutral, aber wenn die eigenen Anwälte die Welt nicht mehr verstehen und vor Wut platzen könnten, dann scheint doch einiges im Argen zu liegen. Das Problem: man ist gegen „das System“ machtlos. Befangenheitsanträge sind sinnlos, entscheidet doch der Kollege von nebenan darüber und der will seinen Kollegen ja nicht verärgern. Und gerade in Kindschaftssachen kosten so etwas das wertvollste: Zeit. So bleibt eigentlich nur hinzunehmen, was mit einem passiert, ob nun rechtlich zulässig oder nicht.

Und da war der Punkt für die Entstehung dieser Seite.

Nach weit über 30 Gerichtsverfahren, einem ordentlich sechsstelligen Betrag an Gerichts-, Sachverständigen- und sonstigen Kosten, einem versteigerten Haus, zahlreichen grauen Haaren und vor allem dem vollständigen Kontaktabbruch zu meinem geliebten Sonnenschein, ist der Punkt gekommen, einmal Klartext zu reden und die Karten auf den Tisch zu packen. An der Wall of shame zeige ich andere Fälle, die öffentlich geworden sind. Im Blog berichte ich transparent über meine eigenen Erfahrungen – in meinem Fall und in denen, die ich auf unterschiedlichste Art und Weise begleitet habe.

Wer das, was er hier lies, unglaublich findet – mir ging es früher genauso. Manchmal muss man es erst selbst erlebt haben, um es glauben zu können. Es sind weder Verschwörungstheorien noch irre Phantasien – es ist der alltägliche Wahnsinn, welcher sich an deutschen Familiengerichten, Jugendämtern und „im System“ ereignet. Ein Wahnsinn, der eines Rechtsstaates unwürdig ist und Kindern, die er eigentlich schützen soll, für ihr Leben schweren Schaden zufügt.

Darüber muss gesprochen werden, daran muss sich etwas verändern, das muss auch einmal transparent dargelegt werden. Genau diesen Zweck soll diese Seite erfüllen, zusammen mit vielen weiteren, die bereits über ihre Erlebnisse berichteten.

Was es hier nicht geben wird ist Pauschal-Bashing und persönliche Beleidigungen, weder in den Beiträgen noch in den Kommentaren. Die Fakten sind ausreichend, um vom Glauben abzufallen.

Ein Gedanke zu „Wie familienunrecht.org entstand“

  1. Hallo noch einmal aus Norwegen,
    Mit ganz so spannenden und haarsträubenden Geschichten kann ich nicht aufwarten, wie sie in der „Wall of shame“ beschrieben sind. Und eigentlich möchte ich auch nicht mein eigenes Schicksal und das meiner Tochter auseinanderpflücken. Ein zweijähriger Kontaktausschluß endet am 21.01.2022. Auf die Frage was der Zweck dieses Ausschlusses ist, sowie was danach geschehen soll, erhielt ich vom 19. Zivilsenat des OLG Celle keine Antwort. Was ich mache, weiß ich nicht.
    1. Worauf ich jedoch hinaus will ist, wie häufig ich selbst mit dieser Problematik konfrontiert wurde. Vor etwa zwei Jahren fand ich zum Beispiel heraus, dass mein Vater ein Kuckuckskind war. Ich fühlte, dass da etwas nicht in Ordnung war. Doch alle, die davon wussten nahmen ihr Wissen mit ins Grab, auch mein Vater. Im letzten Jahr starb seine Stiefschwester. Bis zuletzt hatte ich versucht mit ihr zu reden – Ich solle doch alles dabei belassen, wie es ist. Sie war mein ganzes Leben meine Tante und ihre Kinder Cousins. Auch wenn wir dann doch keine Blutsverwandtschaft sind, wird sich daran nichts ändern. Es hat also Tradition die Herkunft von Menschen zu verleugnen. Mein Vater hat als Konsequenz verfügt, das er anonym begraben wird, und eben nicht neben seiner Mutter. Vermutlich war genau das der Auslöser für mich zu hinterfragen. Am Ende fand ich eine Großtante, welche den Mut hatte Licht ins Dunkel zu bringen. Wir haben Briefkontakt. Sie ist weit über 90 Jahre und sie möchte gern auf weitere Fragen antworten… Ihre Informationen haben meine Identität auf den Kopf gestellt, denn seit 56 Jahren trage ich den falschen Namen! Wenn ich aber die Situation meiner Tochter damit vergleiche, ist das halb so wild. Sie kennt ihre Großeltern nicht, die nur einpaar Häuser entfernt wohnen. Sie weiß nichts von Tante, Onkel, Cousins im gleichen Ort. Sie kennt nichtihre Oma und ihren Onkel auf meiner Seite. Die einzige Blutsvervandtschaft ist die Mutter und die Halbschwester. Bei Jugendamt, Psychologen, Verfahrensbeistand und vor Gericht zur Sprache gebracht wird das ignoriert oder abgenickt. Es interessiert keine …!
    2. Warum der Begriff Mutter einen Heiligenschein trägt, und der des Vaters mit Makel behaftet ist, ist ein Automatismus. Diese Meinung ist injiziert von Film, Fernsehen, Medien. Umso mehr fallen die Ausnahmen auf, wie “Der entsorgte Vater” und “Weil du mir gehörst”.Selbst habe ich lange geglaubt, wenn das Kind nicht zum Vater darf, dann ist etwas faul mit ihm. Das war in meinem Kopf unumstritten. Ja, bis ich selbst betroffen wurde. Wie irreal die Abläufe der Maschinerie zwischen Jugendamt und Justiz sind, brauche ich Ihnen nicht erklären. Man hält es eigentlich nicht für möglich.
    3. Dass auch Frauen betroffen sind, habe ich in meiner direkten Nachbarschaft erlebt. Er, reich, hat sich nach etwa 15 Ehejahre eine Jüngere angelacht. Die Ehe wurde geschieden. Der Sohn im Teenageralter hat sich vom Geld blenden lassen und wollte beim Vater bleiben. Wie oft haben wir, mit den anderen Nachbarn, unsere Nachbarin getröstet und ihr zugesprochen: Der Junge kommt sicher zurück zu dir, lass ihn erstmal erwachsen werden… Und er kam! Wenn man der Erfahrung von Franzjörg Glauben schenkt, war das die absolute Ausnahme und für meine Nachbarin ein großes Glück.
    4. Und man hört von immer mehr Fällen, je mehr man seinen eigenen Fall offen legt. Trotzdem spricht man nicht darüber. Es ist weiterhin Tabu, selbst wenn es Betroffene im Bekannten,- oder Freundeskreis gibt. Das Kunststück wird also sein, die Menschen zu sensibilisieren und zu mobilisieren.

    Ich hatte das unglaubliche Glück hier in Norwegen meine Frau kennenzulernen und eine Familie zu gründen. Unser Großer (wird im Januar 3) freut sich schon riesig auf Weihnachten. Wir feiern in der Familie. Oma und Opa wohnen im Nachbarhaus. Eine Cousine kommt Heiligabend. Die Tante ist zu Besuch. Und es soll schneien, zu Weihnachten. An der norwegischen Westküste ist das nicht die Regel. Im Grunde ist alles perfekt, wenn da nicht der Verlust meiner Tochter in Deutschland wäre. Ich hoffe, dass es mir gelingt diesen Schmerz überspielen zu können.

    Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben gesegnete Weihnachten

    Roman Scheibler

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